Garten

Notizen

Kleine Pflänzchen, die vielleicht noch
irgendwo eingesetzt werden sollen...




Ordnung

Die Unterschiede finden innerhalb der Gemeinsamkeiten statt und nicht umgekehrt.

(Wenn es umgekehrt ist, werden die Gemeinsamkeiten bei Individuen und Gruppen durch die Unterschiede bestimmt. Die Unterschiede bedingen dann die Gemeinsamkeiten. Diese gelten dann nur innerhalb der Gruppe und bedingen ihre Gegenposition zu anderen ("wir - die da"). Wirklich tragfähige Lösungen sind so nicht möglich.)

Natur

Für uns zerfällt die Natur in ein Verfügbares und ein Unverfügbares, ein, um mit Heidegger zu sprechen 'Zu-handenes' und ein 'Vor-handenes'. Das Verfügbare ist, was wir verstehen und uns untertan machen können. Wir haben es im Laufe der Geschichte erheblich erweitert und tun das auch weiterhin. Das Unverfügbare und damit das Größere der Natur, bleibt aber immer. Vielleicht ist es mit der Psyche ähnlich: wir können Teile des Unbewussten verfügbar machen und unsere mentalen und intellektuellen Fähigkeiten durch Lernen erweitern. Aber auch hier bleibt das Größere der Psyche unberührt. Vielleicht deshalb meinte Jung, dass nicht die Psyche (nur) in uns ist, sondern wir in ihr.

Nichts

'Ex nihilo nihil' stimmt nicht. 'Ex nihilo omnia' schon eher. (Aber dieses 'Nichts' ist nicht das Gegenteil von 'Etwas'.)

Kooperation

Alles kooperiert in und an dem Kosmos, der war und ist und sein wird. Bäume, Wasser, Sterne, Bakterien, Tiere und auch wir Menschen kooperieren. Es ist nicht so, dass wir das müssten, sollten oder dürften. Wir tun es. Alles, was wir tun, ist unsere Kooperation, unsere Mit-Wirkung. Anders ausgedrückt: wir können nicht nicht kooperieren. Selbst wenn wir unser Überleben durch unsere Handlungen gefährden, ist auch das Kooperation. Wir können nicht wählen, ob wir kooperieren, aber wir können manchmal die Art wählen, in der wir es tun.

Grundfragen

Die beiden Grundfragen in Philosophie und Naturwissenschaft sind:
• Was ist die Welt, bzw. das Universum?
• Wer sind wir, dass wir diese beiden Fragen stellen können?

Begründet-Sein

Wir können als Seiende nur teilhaben an anderem Seienden. Am Sein können wir also nicht teilhaben. Was dann? Wir sind in ihm, wie alles Seiende, begründet.

All

Das All ist vollständig. Es kann deshalb nicht vor- und nicht gegenübergestellt werden. Durch Beobachtung (Messung, Beschreibung, Berechnung) erzeugen wir Ausschnitte, denen wir - selbst Ausschnitte - dann gegenüberstehen können.

Daten

1934 schrieb T.S. Eliot in "The Rock":

Where is the wisdom we have lost in knowledge?
Where is the knowledge we have lost in information?

Wie wird aus Daten Information? Aus Information Wissen? Aus Wissen Weisheit?

Wir werden mit Daten und Informationsbrocken zugeschüttet, die kaum noch als Wissen integrierbar sind und, weil die Zeit fehlt, als Wissen auch nicht zur Weisheit verwesentlicht werden können. (Das ist heute noch sehr viel schlimmer als 1934.)

Wahrheit

Wahrheit ist ein Begriff, den ich selten verwende.
In seinem Alltagsgebrauch hat er kaum ein klares Denotat, sondern wird hauptsächlich konnotativ verwendet. Wenn ich ihn strenger zu fassen versuche, folgendes:

Nur Sätze sind wahr (oder falsch). Ein Gedanke ist wahr (oder falsch) insofern er die Form eines Satzes hat (auf ein Gedanken-Bild trifft wahr/falsch nicht zu). Ereignisse sind nicht wahr, sondern gewiss ("Dieses Ereignis hat gewiss stattgefunden"; "dieser Sachverhalt besteht gewiss nicht"). Wahre Sachverhalte oder Ereignisse gibt es deshalb nicht. Dass der Eiffelturm in Paris steht, ist entweder gewiss oder nicht. Und der Satz "Der Eiffelturm steht in Paris" ist genau dann wahr, wenn der Eiffelturm in Paris steht.

Natürlich kann man jetzt sagen: wir müssen uns darüber einig sein, welches Objekt wir "Eiffelturm" und welches wir "Paris" nennen. Wir müssen uns darüber einig sein, dass es Objekte gibt und wir sie uns nicht nur einbilden. Wenn sehr viele Leute den Eiffelturm "Freiheitsstatue" nennen, besteht keine solche Einigkeit und der Satz ist dann mindestens für diese Leute falsch. Ob wir aber "Eiffelturm" oder "Tour Eiffel" sagen, ist belanglos (das Wahrheitsattribut ist sprachinvariant, nur die Übersetzung muss stimmen).
Man könnte noch sagen, dass wir uns auf Prozeduren einigen müssen, wie man die Gewissheit eines Ereignisses oder Sachverhalts feststellt. Aber das trägt nichts zum grundsätzlich einfachen Begriff der Wahrheit bei.

"Alle Menschen sind sterblich". Als empirischer Satz ist er nicht wahr, solange ich nicht alle Menschen aller, auch zukünftiger, Zeiten daraufhin untersucht habe. Er ist falsch, sobald ich einen Menschen finde, der unsterblich ist. Sterblichkeit kann aber zum Begriffsmerkmal gemacht werden: "Was nicht sterblich ist, ist auch kein Mensch". Dann ist der Ausgangssatz analytisch wahr.

Analytische Sätze sind eo ipso wahr, falsch, oder nicht entscheidbar. "p und nicht-p" ist immer falsch. "Entweder p oder nicht-p" ist immer wahr. "Dieser Satz ist falsch" ist nicht entscheidbar.

Mehr weiß ich über Wahrheit nicht zu sagen. Vielleicht dieses noch:

Sichere Wahrheit erkannte kein Mensch und wird keiner erkennen
Über die Götter und alle die Dinge, von denen ich spreche.
Sollte einer auch einst die vollkommenste Wahrheit verkünden,
Wissen könnt' er das nicht; es ist alles durchwebt von Vermutung.
(Xenophanes, übersetzt von Karl Popper)

Die Lücke

Ein Satz in einem Gedicht von Rumi sagt - in etwas modernisierter Form:
Zwischen Reiz und Reaktion muss eine Lücke sein. Darin findet Einsicht, Begegnung und Wachstum statt.

C. elegans

Caenorhabditis elegans, meist als C. elegans abgekürzt, ist ein kleines Tierchen aus der Gattung der Fadenwürmer (Nematoden). Es kommt als Zwitter vor, der sich selbst befruchtet oder als Männchen, das einen Zwitter befruchten kann. Der Zwitter besteht aus exakt 959 Zellen, davon sind 302 Nervenzellen; das Männchen hat genau 1031 Zellen, davon 304 Nervenzellen. Wir kennen das gesamte Genom (19.000 Gene, erstaunlicherweise) sowie das gesamte Konnektom, also sämtliche neuronalen Verbindungen.

Und wir haben keine Ahnung, warum das Tierchen in einer völlig homogenen Umgebung auf einmal nach links abbiegt.

Frage

Die Frage "Wer bin ich?" ist nicht hilfreich, solange sie auf Unterschiede abzielt. In gewisser Weise setzt das Stellen der Frage die Antwort bereits voraus. In diesem Sinne ist die Frage ein Koan. (Vieles in den spirituellen Lehren ist so.)

Schrödinger

Erwin Schrödinger(1887-1961; Physik-Nobelpreis 1933) schrieb in seinem Buch 'Geist und Materie':

Der Grund dafür, dass unser fühlendes wahrnehmendes und denkendes Ich in unserem naturwissenschaftlichen Weltbild nirgends auftritt, kann leicht in fünf Worten ausgedrückt werden: Es ist selbst dieses Weltbild. Es ist mit dem Ganzen identisch und kann deshalb nicht als ein Teil darin enthalten sein.
[...]
Bewusstsein gibt es seiner Natur nach nur in der Einzahl. Ich möchte sagen: Die Gesamtzahl aller ›Bewusstheiten‹ ist immer bloß ›eins‹.

In diesem letzten Satz ist vor allem auch mitgedacht, dass es sich bei dem Bewusstsein nicht nur um eine Eigenschaft etwa des Gehirns oder des Lebewesens handelt, sondern dass das Bewusstsein etwas an und für sich Existierendes ist. Das bedeutet aber nicht notwendig, dass es nicht an eine organische oder sonst materielle Basis gekoppelt ist. Vielleicht ist es wie ein Raum, der, genau wie der physikalische Raum, ohne seine Inhalte nicht besteht, so wie die Inhalte ohne ihn nicht bestehen. Diesen Raum teilen wir, wiederum genau wie den physikalischen Raum, mit allen anderen.

Namen

Dass es überhaupt Dinge, d.h. Gebrauchsgegenstände gibt, die einen Eigennamen haben, zeigt, dass wir zu diesen Gegenständen über die Zeit eine besondere Beziehung aufbauen. (Diese Beziehung besteht auch, wenn es keinen Eigennamen gibt, wird aber an ihm besonders deutlich.)

Es ist eine Objektbeziehung im weiteren Sinne: sie schließt eine affektive Bindung ein.

Ein Kind steht zu seinem Teddybär nicht in einer Beziehung des Habens sondern des Seins. Wenn er verloren geht, kann man ihn nicht ohne weiteres ersetzen, auch wenn im Regal des Spielzeugladens noch vier sitzen, die genau "gleich" sind. Aber sie sind es eben nicht. Man kann sie sofort haben, aber nicht sofort mit ihnen sein, wie man es mit dem Verlorenen war. Es ist dem Kind auch völlig egal, ob es inzwischen "modernere" Teddys gibt.

Bei uns heutigen Erwachsenen wird diese wichtige Beziehung mehr und mehr in den Hintergrund gedrängt. Man hat kaum noch Zeit, zu Objekten eine Beziehung zu entwickeln, die über das Haben hinausgeht: sie veralten, man ersetzt sie spätestens, wenn sie durch Gebrauch und kleine Beschädigungen einzigartig werden. Kurz: es geht vom Objekt nichts mehr aus, es ergreift uns nicht mehr, sondern nur noch wir ergreifen es.

Wir denken aber auch, dass wir eine Beziehung bzw. Kenntnis haben, sobald wir den Namen bzw. die Bezeichnung von jemand oder etwas wissen. Wir sagen dann: "Den kenn ich; der heißt Soundso." Das machen wir auch bei Gegenständen. Von einem Gegenstand haben wir das Gefühl, etwas wesentliches über ihn zu wissen, wenn wir den Namen kennen: "das ist eine Hainbuche". So als ersetze die Kenntnis der Bezeichnung die direkte sinnliche Kenntnisnahme des Anschauens, Berührens, Riechens, etc. (Kinder tun das nicht; sie fassen alles an). Selbst bei abstrakten Konzepten tun wir das: jemand trägt eine Ansicht vor und wir ordnen ihr eine Bezeichnung zu: "Das ist Idealismus". Wir denken dann, dass wir 'verstanden' haben; in Wirklichkeit hält uns die Kenntnis der Bezeichnung gerade davon ab, uns mit dem Konzept in irgendeiner Weise wirklich auseinanderzusetzen.

Materie und 'Nichts'

Das Rutherford-Bohrschen Atommodell zu Anfang des 20.Jh. beschrieb die kleinsten damals bekannten Einheiten der Materie, die Atome, als eine Art Planetensystem, in dem Elektronen um einen Atomkern kreisen. Der Kern ist 10.000 bis 100.000 mal kleiner als die umgebende Elektronenhülle. In einer Kugel mit einem Durchmesser von 1km wäre der Kern nur 1cm groß. Dazwischen ist 'Nichts'. Aus diesem 'Nichts' bestehen wir und alles andere zum größten Teil.

Man wusste aber schon damals, dass dieses Modell mechanisch nicht funktioniert, denn ein Elektronen-Partikel, das um den Kern kreist, würde innerhalb eines Sekundenbruchteils in den Kern stürzen, weil auf es (Ladungs-)Kräfte wirken, die ihm Energie entziehen. (Man kann sich das so vorstellen, wie eine Kugel, die in einer flachen Schüssel kreist und dabei mehr oder weniger schnell in die Mitte wandert.)

Louis de Broglie charakterisierte dann die Elektronen als stehende Wellen.

Elektromagnetische Wellen breiten sich, anders als Schall- oder Wasserwellen, ohne Medium aus, also auch im Vakuum. Was aber schwingt dann da? 'Nichts'.

Brownsche Bewegung

Das winzige Staubkorn zittert im Wasser auf dem Objektträger, weil sich die Stöße der Wassermoleküle auf das Korn nicht exakt herausmitteln, denn dazu ist es zu klein.

Der Objektträger selbst z.B. erscheint unter derselben Vergrößerung völlig bewegungslos. Hier mittelt es sich vollkommen aus.

Die 'Stabilität' der Welt ist so ein 'Herausgemitteltes', sagt Hans-Peter Dürr.

Bewusstsein

Reflexives Bewusstsein besteht darin, dass wir eigene mentale Prozesse beobachten und diese Beobachtung erinnern und bewerten.

Soweit wir wissen, gibt es ohne Gehirn kein Bewusstsein. "Die Orte im Gehirn sind notwendig, aber nicht hinreichend", sagte Ernst Pöppel einmal. Wir können das Bewusstsein nicht vom Hirn trennen. Das Hirn nicht vom Körper. Den Körper und das Leben nicht von der Welt. Und die Welt nicht vom Bewusstsein.

Dimensionen

Wir bewegen uns frei in drei Raumdimensionen und gerichtet in einer Zeitdimension. Eine Dimension, auf der wir uns nicht bewegen, können wir uns nicht vorstellen und nur mathematisch beschreiben.

Wenn wir einen Zylinder auf eine zweidimensionale Fläche projizieren, erhalten wir einen Kreis oder ein Rechteck (sowie diverse Zwischenstufen). Wir können aus den Schatten ohne die fehlende Dimension nicht mehr angeben, wie aus dem Kreis das Rechteck bzw. aus dem Rechteck der Kreis wird und ob das betrachtete Objekt in Wirklichkeit ein Kreis oder ein Rechteck ist (Vgl. Komplementarität und Konfigurationsraum der Quantentheorie).

...Braitenberg (2009), Adams (Mostly harmless, p.150), Abbott: Flatland, und natürlich Plato.

Differenzierung

Bewusstein, könnte man etwas schnoddrig sagen, ist das, was wir von uns selbst und der Welt mitkriegen.

Es beginnt mit einem Gewahr-Werden (awareness) der Existenz:
Ich bin.
Ich bin da.
Und was wir hier 'ich' nennen, ist zunächst nur dieses Gewahrsein.

Dann beginnt sich etwas zu unterscheiden: ich werde gewahr, dass ein Außen und ein Innen ist:
Ich bin.
Es ist.
Das Bewusstein richtet sich aufs Innen (den Körper) und aufs Außen (die Welt). Es vermittelt zwischen ihnen. Denn es gibt Bedürfnisse, die das Innen hat und die vom Außen befriedigt werden. Mehr und mehr wird das Außen 'Nicht-Ich'.

Im Körper unterscheiden sich mehr und mehr Zustände, und auch im Außen:
Ich bin jetzt so.
Es ist jetzt so.

Manchmal bin ich jetzt gut (d.h. ich fühle mich so) und manchmal nicht. Die Bewertung beginnt.

Manches im Außen ist besonders gut und wichtig, manches nicht. Das Gute und Wichtige ist ein 'Du'. Zuerst die Mutter, dann andere Menschen. Und der Stoffhase.

Ich bemerke, dass ich nicht immer 'so' bin, und 'Es' und 'Du' auch nicht. Da ist Veränderung, Zeit, Gedächtnis. Und Konstanz: Die Mutter ist manchmal so und manchmal so, aber sie ist immer dieselbe Mutter.

Ich bemerke, dass ich bemerke. Ich weiß, dass ich bin. Dabei hilft die Sprache.
Ich bin 'Ich'.

Chaos

Der Witz am deterministischen Chaos ist, dass man es nur auf dem Computer simulieren kann, weil die Gleichungen nur eine iterativ-numerische, aber keine analytische Lösung haben. Gerade die Infinitesimalität der Anfangsbedingungen ist jedoch auf einem Computer nicht darstellbar, denn ein Computer hat eine (sehr) endliche Genauigkeit und macht Rundungsfehler. Zwei verschiedene Computer werden also mindestens ab und zu verschiedene Ergebnisse liefern. Praktisch geht's natürlich trotzdem, weil, wie so oft, Annäherungen ausreichen.

Berkeley

Ein fallender Baum macht natürlich kein Geräusch, wenn niemand da ist, der es hört, weil 'Geräusch' das Hören voraussetzt. Der Baum macht eine Druckwelle.

Dualismus

Dualismus ist so als schaute ich auf zwei Objekte. Was ich meine, ist aber: ich schaue auf dasselbe Objekt bzw. Phänomen in zweierlei Weise.

Offensichtlichkeit

Manche Dinge sind so offensichtlich, dass sie für das ungeübte Auge unsichtbar sind.