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Probleme

Ein Problem ist ein Zustand, dessen Änderung angestrebt wird und möglich ist.Denselben Gedanken haben auch Jochen Schweitzer und Arist von Schlippe entwickelt: Lehrbuch der Systemischen Therapie und Beratung. Göttingen: Vandenhoek (1996).

Wenn eine Änderung nicht gewünscht wird oder belanglos ist, ist der Zustand kein Problem. Er ist auch kein Problem, wenn bekannt ist, daß seine Änderung unmöglich ist. Das Problem sind dann diejenigen veränderbaren Zustände, die durch die Unabänderlichkeit bedingt sind.

Solange über die Unabänderlichkeit eines Zustandes nichts bekannt ist, ist dieser Zustand das Problem. Es löst sich, indem man sich entweder davon überzeugt, daß eine Änderung unmöglich ist oder davon, daß eine Änderung möglich ist. Im letzteren Fall wird, wenn eine Änderung wünschenswert ist, der Ausgangszustand zum Problem.
Probleme gibt es demnach nur dort, wo sowohl Bestrebungen als auch Handlungsmöglichkeiten bestehen.

Für Probleme gibt es immer zwei prinzipielle Lösungsmöglichkeiten: ich handle und ändere den Zustand oder ich akzeptiere ihn, ändere meinen Wunsch und meine Bestrebung und stimme ihm zu. Diese doppelte Lösungsmöglichkeit wird in dem sogenannten Serenity Prayer des amerikanischen Theologen Reinhold Niebuhr ausgedrückt, das besonders durch die Gemeinschaft der Anonymen Alkoholiker weltweite Verbreitung gefunden hat:

God, grant me the Serenity
to accept the things I cannot change;
the Courage to change the things I can;
and the Wisdom to know the difference.

(Gott, gib mir die Gelassenheit,
hinzunehmen, was ich nicht ändern kann;
den Mut, zu ändern, was ich ändern kann;
und die Weisheit, beides zu unterscheiden.)

Viele Menschen sind sehr geschickt darin, Probleme durch Handeln zu lösen. Sie haben den Mut und die Fähigkeiten dazu. "'Geht nicht' gibt's nicht" sagen sie und arbeiten sich bis zur völligen Erschöpfung ab. Wenn es trotzdem nicht gelingt, verzweifeln sie an sich oder der Welt und reagieren mit Angst, Depression oder Destruktivität.

Andere scheuen die Anstrengung oder verzagen leicht. Sie sagen "Da kann man halt nix machen", lassen die Dinge schleifen und 'arrangieren sich' mit Umständen, die sie unglücklich machen und die sie ändern könnten.

Im ersten Fall fehlt es an der Gelassenheit, im zweiten zunächst einmal am Mut und möglicherweise an der Fähigkeit.
Hilfe, auch therapeutische, besteht darin, das jeweils Fehlende zu entwickeln. In unserer westlichen Gesellschaft wird aber die 'Machbarkeit', also der Mut und die Fähigkeit viel höher geschätzt als die Möglichkeit, etwas 'sein zu lassen' und ihm zuzustimmen, wie es ist.

Manche denken: das Problem ist unangenehm, also erkenne ich die Lösung daran, dass sie angenehm ist. Die Lösung ist aber meist ebenfalls unangenehm. Erst die Wirkung der Lösung ist angenehm.

Eine Lösung kann, wie jede andere Veränderung auch, zum Problem werden, denn die Wurzeln der Lösungen sind dieselben wie die Wurzeln der Probleme: Ziele und Tätigkeiten.

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