Hans Metsch, Dipl.Psych.
Als PatientIn der Praxis lesen Sie bitte die →Informationen für Patienten.
Hier nun einige allgemeine Hinweise zur Psychotherapie:
(In den folgenden Abschnitten wurde aus Gründen der Lesbarkeit die einfachere männliche Form gewählt. Selbstverständlich sind aber immer beide Geschlechter gemeint.)
Psychotherapie ist psychologische Heilkunde. Als solche wird sie (im öffentlichen Gesundheitswesen) von heilkundlich qualifizierten Psychologen und von psychologisch qualifizierten Ärzten ausgeübt, bei Kindern und Jugendlichen auch von entsprechend ausgebildeten Pädagogen und Sozialpädagogen. Medizinische und psychologische Heilkunde unterscheiden sich in vielfacher Weise und ergänzen sich gerade dadurch gegenseitig zu einer umfassenden Behandlung seelischer und körperlicher Erkrankungen.Zwei Missverständnisse gilt es dabei gleich auszuräumen: Psychotherapie ist nicht Therapie der Psyche, sondern Therapie durch die Psyche, in derselben Weise wie Pharmakotherapie ja auch nicht die Therapie von Arzneimitteln sondern durch sie ist. Es ist erstaunlich, dass das in Vergessenheit geraten ist, denn bereits Sigmund Freud wies in einer seiner ersten veröffentlichten Arbeiten (Psychische Behandlung (Seelenbehandlung), 1890) darauf hin: "Man könnte [...] meinen, dass [unter Seelenbehandlung] verstanden wird: Behandlung der krankhaften Erscheinungen des Seelenlebens. Dies ist aber nicht die Bedeutung dieses Wortes. Psychische Behandlung will vielmehr besagen: Behandlung von der Seele aus".
Gegenstand jeder Heilkunde, auch der psychologischen, sind zunächst einmal sämtliche Krankheiten (nur stellte sich dann empirisch heraus, dass vor allem psychische Störungen psychotherapeutisch behandelt werden können; mehr und mehr zeigt sich empirisch aber auch der Nutzen der Psychotherapie bei somatischen Erkrankungen). Prävention und Rehabilitation sind ebenfalls Bestandteil jeder Heilkunde, wobei die präventiven Maßnahmen allerdings spezifisch und auf eine ganz bestimmte Störung ausgerichtet sein müssen.
Das zweite Missverständnis betrifft, damit zusammenhängend, die Psychosomatik: Hier hört man oft, der Arzt habe nichts gefunden, also müsse es wohl psychisch sein. Psychosomatik kann aber, wie der Name schon sagt, nicht (oder wenigstens nicht nur) darin bestehen, das Somatische einfach zu eliminieren, sondern psychosomatisch sind alle psychischen Ursachen und Begleitumstände, gerade auch wenn es eine eindeutige somatische Diagnose bereits gibt. Deshalb ist auch bei vielen körperlichen Krankheitsbildern die Zusammenarbeit von (Fach-)Arzt und Psychotherapeut notwendig.
Neben der naturwissenschaftlichen Beschreibung und Behandlung von Krankheitsprozessen umfasst Psychotherapie auch Elemente, die eigentlich den Geisteswissenschaften zuzurechnen sind: es geht dabei um Fragen des Sinnes, des gemeinsamen Verstehens und des Erfahrbar-Machens der inneren seelischen Wirklichkeit. Das gilt für alle Formen der Psychotherapie, aber verschiedene Methoden nehmen ihren Ausgangspunkt am einen oder am anderen Pol.
Von den vielen Methoden der Psychotherapie sind in Deutschland gegenwärtig nur drei bei den gesetzlichen Krankenkassen zugelassen, nämlich die Verhaltenstherapie, die Psychoanalyse und die tiefenpychologisch fundierte Therapie. Andere, wie etwa die Gestalt-Therapie, die Transaktionsanalyse oder die systemische Familientherapie bleiben bis jetzt außen vor. In allen Methoden ist jedoch nach anfänglichen Schulstreitigkeiten ein starker Trend zur interdisziplinären Diskussion und Annäherung spürbar geworden; besonders die Verhaltentherapie befindet sich auf dem Weg zu einer "Allgemeinen Psychotherapie" (Grawe), aber auch in der Psychoanalyse und anderen Verfahren findet eine entsprechende Weiterentwicklung statt.
Bei welchen Krankheiten und Störungen ist Psychotherapie angezeigt?
Im öffentlichen (also von Kassen und Privatversicherungen getragenen) Gesundheitswesen wird Psychotherapie gemäß den Richtlinien des Bundesausschusses der Ärzte und Krankenkassen zur Heilung oder Linderung folgender Erkrankungen angewandt:
• "Krankheitswertige Störungen der Wahrnehmung, des Verhaltens, der Erlebnisverarbeitung, der sozialen Beziehungen oder der Körperfunktionen". Dazu gehören neben Ängsten und Depressionen auch Störungen bestimmter dem Willen entzogener Körperfunktionen, beispielsweise Schwindel, Ohrgeräusche, zu hoher Blutdruck (essentielle Hypertonie), etc. Ferner gehören dazu die psychosomatischen Erkrankungen, also körperliche Erkrankungen, die durch seelische Faktoren ausgelöst oder aufrechterhalten werden.
• "Seelische Folgen einer körperlichen Erkrankung oder eines Traumas" (d.h. einer schweren körperlichen oder psychischen Verletzung). Dazu gehört neben der Nachsorge und Begleitung bei schweren körperlichen Erkrankungen auch die Behandlung "seelischer Folgen frühkindlicher emotionaler Mangelzustände" (sogenannte Persönlichkeitsstörungen) oder "seelischer Folgen schwerer Erkrankungen oder Traumata in der Kindheit".
• "Seelische Folgen von Psychosen" (im Anschluß an die psychiatrische Behandlung) "oder Suchterkrankungen" (nach stabilisiertem Entzug).
Die folgende Tabelle gibt einen kurzen Überblick über die Indikationsbereiche:
Einsatz (ambulanter) Psychotherapie | zum Beispiel bei |
präventiv (vorbeugend) |
Risikogruppen |
kurativ (heilend) |
Neurosen, Psychosomatosen und funktionellen (auch körperlichen) Störungen, psychischen Traumata und Akutreaktionen, Entwicklungs- und Persönlichkeitsstörungen |
rehabilitativ (wiederaufbauend) |
Psychosen, Sucht, neuropsychologischer Rehabilitation |
palliativ (lindernd, begleitend) |
chronisch oder progredient verlaufenden (körperlichen) Erkrankungen |
Schließlich umfasst die Psychotherapie aber neben ihrem heilkundlichen Aspekt auch noch einen Bereich, der nicht heilkundlich ist und dessen Zielsetzung man als Persönlichkeitsentwicklung beschreiben kann. Dieser Aspekt der Psychotherapie verbessert die allgemeine Lebensqualität und ist sicher auch präventiv wirksam. Er ist nicht heilkundlich, weil er sich nicht auf ein definiertes Krankheitsbild bezieht, sondern allgemeinerer Natur ist und damit in seiner Zielsetzung der Beratung oder dem Coaching nähersteht.
In meiner Praxis kommen hauptsächlich die Verfahren der Verhaltenstherapie und der sogenannten Kogntiven Therapie zum Einsatz. Diese Methoden haben sich in Studien bei einer Vielzahl von Erkrankungen als außerordentlich effektiv erwiesen. Zusätzlich biete ich folgende Leistungen an, die trotz ihrer hohen Wirksamkeit nur auf privater Basis erbracht werden dürfen:
Systemische Therapie (Familientherapie),
Psychodynamisch-humanistische Therapieverfahren,
Paarberatung,
Erziehungs- und Familienberatung,
Psychologische Beratung (Konflikt- und Lebensberatung),
Coaching / Stress-Management.
Ich bin zertifiziert von der European Association for Behavioural and Cognitive Therapies (EABCT).
Weiteres zur Psychotherapie finden Sie in den Rubriken Supervision und 'Themen'.