31.12.2022
Tag 310
Jahre

In seinem Jahresrückblick meinte Urban Priol:

"Lassen Sie uns optimistisch bleiben und positiv denken -
2023 wird auf jeden Fall viel besser als 2024."

22.11.2022
Tag 267
Talkshows

(Das hätte ich schon längst mal schreiben sollen. Also gut, dann halt jetzt):

Der Tisch bei Maybrit Illner hat in der Mitte ein Loch. Es geht also nicht darum, in dieser Mitte zu einem gemeinsamen Projekt beizutragen, sondern darum, dass jeder sein Häufchen vor sich hin macht.

16.11.2022
Tag 261
Fallen

In einer Mausefalle muss ein Stück Käse liegen.
In einer Menschenfalle genügt ein Zettel, auf dem 'Käse'steht.

31.10.2022
Tag 249
Finanzpornographie

Elon Musk kaufte Twitter für 44 Milliarden und hat immer noch mindestens 160 Milliarden übrig.

26.08.2022
Tag 183
Klänge

Mit Hilfe von Teleskopen wurden Druckwellen aus einem supermassiven schwarzen Loch im Zentrum der Perseus-Galaxie entdeckt, die sich radial in das umgebende relativ dichte Gas ausbreiten. Eine Schwingung dauert ca. 10 Millionen Jahre, es ist aber gelungen, sie um einen Faktor von 144 bis 288 Billiarden (57 bis 58 Oktaven) zu beschleunigen, so dass es für das menschliche Ohr hörbar wird. Die NASA publizierte das Ergebnis auf Twitter und Youtube. Der Guardian berichtet: "Viele sagten, es höre sich genau so an, wie sie sich den Klang eines supermassiven schwarzen Loches vorgestellt haben".

Schwester Karin! Wir brauchen hier nochmal eine Dosis Risperidon!
24.08.2022
Tag 181
Unterstützung

Auf der Bundespressekonferenz am 22.8.22 konnte man zum Thema 'Gasumlage' von einer Sprecherin des (oliv-)grünen Bundes­wirtschafts­ministers erfahren, dass die Zuteilung dieser Unterstützung an die Gasversorger keine drohende Insolvenz erfordere, sondern "ein Unternehmen auch Gewinne machen muss, um sich breiter aufzustellen". Also ganz einfach: die Konzerne sagen, sie brauchen Gewinne und ich bezahle dann einen Zuschuss. Genau wie an der Zapfsäule und genau so einfach wie die Ansicht des Fahr-Doch-Porsche-Ministers Christian Lindner, dass eine Übergewinnsteuer nicht durchführbar ist, weil die Mineralölfirmen ja überhaupt nicht in Deutschland ansässig sind (da kann man VW und Mercedes nur raten, ihre Firmensitze schleunigst nach Luxemburg oder gleich auf die Cayman Islands zu verlegen).

Ab Oktober, spätestens ab nächsten Januar, wird meine Rente gerade noch für die Energiekosten und die Krankenversicherung reichen. Die Ersparnisse werden durch Inflation und verschiedene weitere Unterstützungsleistungen täglich weniger, aber ein paar Jahre wird's hoffentlich noch gehen - im Unterschied zu den vielen, bei denen bereits kommenden Winter Schicht im Schacht ist und ganz zu schweigen von den Leuten am Horn von Afrika, die wegen des Klimawandels, aber nicht zuletzt auch wegen der breiten Aufstellung der Getreidespekulanten und anderer kriegsgeiler Marodeure dermaßen schmal geworden sind, dass sie demnächst verhungern werden.

28.07.2022
Tag 154
documenta

Inmitten einer immer verbohrter werdenden Debatte um die Vorgänge auf der documenta15 veröffentlichte die angesehene israelische Zeitung Haaretz vorgestern einen Artikel des ehemaligen Sprechers der Knesset und ehemaligen Vorsitzenden der zionistischen Weltorganisation Avraham Burg, der an Klarheit nichts zu wünschen übrig lässt.

Aus den im Artikel angeführten Gründen kann man sich nicht gut vorstellen, dass so etwas in Deutschland als Erstveröffentlichung erscheint. Immerhin und lobenswerterweise hat die Berliner Zeitung den Aufsatz heute ins Deutsche übersetzt. (Ich empfehle dennoch die englische Version)

04.05.2022
Tag 69
Triggerwarnung

Schon sehr lange gibt es Altersfreigaben für Filme und manche Ausstellungen, in Amerika zusätzlich Hinweise wie "viewer discretion is advised". Das scheint nicht mehr zur genügen. Jetzt ist beispielsweise vor einer Beardsley-Ausstellung der Hinweis angebracht: "Many of Aubrey Beardsley's works use deliberately provocative imagery, including nudity and sexually explicit content" - gar nicht zu reden von entsprechenden Warnungen vor 'Darstellungen von Blut, Tod, Gewalt, Rassismus, Ess-Störungen, Suizid' und so weiter. Das muss jetzt offenbar alles ausbuchstabiert werden.

Aber warum ist dann keine Warnung am Eingang einer Kirche, in der sich ein Kruzifix oder eine Märtyrer-Statue befindet? Und vor allem, warum nicht - spätestens seit dem 24.Februar - vor der 'Tagesschau' und anderen Nachrichtensendungen?

Wird das irgendwann korrigiert? Ich hätte noch mehr Vorschläge.

In dem zitierten Artikel (von Alexander Larman) steht übrigens auch dieser bemerkenswerte Satz:

It is easy to ridicule the woke, but that does not mean that we should refrain from doing so.

15.04.2022
Tag 50
Wohlstand

Bundesverkehrsminister Wissing (FDP), der wacker in die Fußstapfen seines Vorgängers tritt, findet:

Klimaschutz darf nicht zu Wohlstandsverlusten führen.

Und:

Ich halte auch nichts davon, es [das Tempolimit] vorübergehend einzuführen. Das ist mit einem erheblichen Aufwand verbunden. Man müsste entsprechende Schilder aufstellen, wenn man das für drei Monate macht und dann wieder abbauen. So viele Schilder haben wir gar nicht auf Lager.

Was geht in einem Hirn vor, das solche Sätze produziert?

Im günstigsten Fall sind es ja Kathederblüten. Aber ich fürchte, so einfach ist es nicht. Wissings Äußerungen sind möglicherweise eher Geständnisse: Mein Job ist der Wohlstand derer, denen die Allgemeinheit egal ist. Man darf ihnen keine Vorschriften machen, und wenn ich dafür absurd blödes Zeug sagen muss, dann tu ich's eben.

Vielleicht ist alles eine Frage der Prioritäten: Ja, wir wollten schon unser Überleben auf dem Planeten sichern, aber irgendwie ist immer was dazwischen gekommen. Pandemie, Krieg, Wohlstandssicherung; Notfälle halt…

09.04.2022
Tag 44
Koordinaten

Mir scheint, dass das politische Koordinatensystem, also die für meine Generation noch maßgebliche Einteilung in links und rechts, hinfällig ist. Vielleicht schon lange und wir haben es nur nicht gemerkt. Vielleicht schon seit der russischen Revolution, deren Kardinalfehler Rosa Luxemburg bei aller Begeisterung nicht übersah und bereits 1918 auf den Punkt brachte. Hannah Arendt hat in ihrer Analyse totalitärer Strukturen Stalin und Hitler gleichermaßen als Beispiele herangezogen. Es geht einfach um Demokratie versus Totalitarismus.

An die Stelle des Dialogs ist heutzutage der Monolog und die "likes" getreten. Diskussionen und abweichende Ansichten, manchmal sogar der wissen­schaftliche Diskurs, werden despotisch "gecancelled", weil sie "Gefühle verletzen", während, unlösbar damit verbunden, in den asozialen Medien die äußerste Verrohung herrscht und es bleibt, wie Karl Kraus 1914 schrieb, "vom Geist die Meinung, von der Kunst die Unterhaltung und von der Liebe die Ausschweifung". In Gestalt der sogenannten "Narrative" triumphieren Beliebigkeit und Propaganda (auf neudeutsch: fake news), weil die Wirklichkeit ja nur eine Konstruktion ist, die jederzeit durch eine andere ersetzt werden kann. Identitäre Bewegungen gibt es links wie rechts. Sogar bei manchen Demos läuft jetzt alles mit- und durcheinander. Es ist auch sinnlos, Diktaturen nach 'links' oder 'rechts' einzuordnen. Die Frage ist vielmehr, ob die demokratische Teilhabe aller gefördert oder behindert wird.

10.03.2022
Tag 15
Fortschritt

Ohne es je zu hinterfragen, dachte ich immer, der Fortschritt müsse uns doch wegführen von den menschlichen und zivilisatorischen Abgründen. Das tut er aber nicht.

Der Fortschritt führt nicht weg vom Abgrund, sondern an ihm entlang.

17.02.2022
Metaversum

Das Metaversum, von dem Leute wie Mark Zuckerberg träumen und in dem eine Milliarde Menschen als Avatare digital miteinander interagieren und "Leben" spielen, ist ein seltsames Projekt, das übrigens vor 20 Jahren als Second Life schon einmal nicht sehr überzeugend funktioniert hat.

Mein Avatar geht also am Strand spazieren. Ich spüre den Sand unter meinen Füßen nicht, nicht den Wind, nicht die warmen Strahlen der untergehenden Sonne. Ich spüre nichts, wenn ich aus dem Sand eine Handvoll nehme. Ich rieche nicht die salzige Luft und den Seetang. Den Strand, die Sonne und das Wasser sehe ich mittels der VR-Brille als bewegte 3D-Bilder, mich selbst als ein in seinem Verhalten willentlich beeinflussbares Bild; ich höre vielleicht die Brise und ein Wellenrauschen. Aber die Sinne, die dem körperlichen Erleben am nächsten stehen, Geruchssinn, Geschmackssinn, Tastsinn, Hautsinn, passen nicht dazu. Das Gefühl des Bedienungsgeräts in oder an meiner Hand passt nicht und auch nicht die stille und zu kühle Luft im Zimmer. Dieses 'Leben' ist keines. Es ist die Vorführung eines entkörperten Gehirns, das so wenig lebendig sein kann wie ein enthirnter Körper. Das Erleben wird fragmentiert (und das bleibt auch dann so, wenn wir als Avatare supertoll aussehen, Superkräfte haben und uns aufregende Dinge passieren). Die Hirnforschung hat sich in ihren Anfängen hauptsächlich mit diesem entkörperten Gehirn als infomations­verarbeitendem Organ beschäftigt, dessen 'input' nur insofern bedeutsam ist, als er die Tätigkeit von Arealen im Gehirn anregt, denen wir dann anhand des 'outputs' bestimmte 'Funktionen' zuordnen (das ist die Kinderkrankheit der Hirnforschung, gleichermaßen notwendig und unzureichend).

Vielleicht könnte man ja die zurückgelegten Strecken mit der VR-Brille tatsächlich gehen und den Wind, die Haptik, den Geruch durch entsprechende Maschinerie noch beifügen. Vielleicht sind die gegenwärtigen Versuche ja Kinderkrankheiten auf dem Weg zum 'Holodeck' in Star Trek oder zur 'Matrix' des gleichnamigen Films. Wer weiß?

Jedenfalls erzählt Lewis Carroll in Sylvie and Bruno Concluded von einer Landkarte, die man, damit wirklich alles drauf war, genau so groß wie das Land machte. Es sei aber unpraktisch gewesen, also habe man schließlich das Land selber als Karte genommen.

Genau. Lasst uns einfach das Leben selber nehmen.

12.02.2022
Lieferketten

Durchs Dorf rennt die Corona-Sau / und alle springen hinterher.
Es gibt Geimpfte und Verweigrer / im Raum dazwischen kaum noch wer.

Man brüllt hinüber und herüber: / "Ihr seid ja blöd". "Nein, ihr seid krank".
Derweil sitzt eine traute Runde / im Konferenzsaal einer Bank

Und freut sich: alle sind beschäftigt: / gespalten, uneins, wunderbar.
Es ist ein Segen, dieses Virus, / da werden unsre Träume wahr.

Es läuft in der Tat saugut. Die Reichen werden reicher, die Armen ärmer. Die Deutsche Bank meldet das beste Ergebis seit 10 Jahren; der Nachrichten­sender ntv setzt in seinem Ticker hinzu: "Investmentbanking brummt".

Energiepreise gehen durch die Decke, vor allem durch die niedrige bei den Leuten, deren Billigversorger ungestraft vertragsbrüchig die Gas- und Stromlieferung einfach einstellen und denen man dann bei den lokalen Energieversorgern als Neukunden das Dreifache berechnet (mir als Bestandskunden, laut heutiger Gasrechnung "nur" das Doppelte). Der Mittelstand, der ein bisschen was gespart hat, zahlt Negativzinsen auf die Altersrücklagen. Immer noch wird Geld ohne Ende gedruckt: also kommt auf die Inflation noch was drauf. Die meisten sehen natürlich keinen Euro vom Frischgedruckten, sondern müssen notfalls ans Eingemachte gehen. Damit vollkommen klar wird, wie gut es läuft, fährt einer, der sich einen Sportwagen für drei Millionen leisten kann, mit 417 km/h über die Autobahn. Der Fahrer sei ein gläubiger Christ und habe auf Jesus Christus hinweisen wollen, stellt "das Christliche Medienmagazin" fest. Amen.

Das ging so richtig los, als Ende März 2021 ein Containerschiff eine Woche lang im Suezkanal stecken blieb. Davon haben sich die Lieferketten bis heute nicht erholt, weil auf einmal ihre wahre Funktion entdeckt wurde, die darin besteht, nicht zu funktionieren. Zum Beispiel stecken die Autobauer - bei denen es auch sehr gut läuft - ihre Chips unter Berufung auf Lieferengpässe in die teuren Modelle und der Kunde kann entscheiden, ob er so eines dann kauft oder lieber gar keins. Das scheint erstaunlich gut zu klappen. Mit Lieferketten kann man unglaubliche Dinge anstellen; sie werden sich wahrscheinlich nicht so schnell erholen, vor allem nicht, solange alle wie gebannt auf das stachlige Kügelchen in den Nachrichten starren.

04.02.2022
Freud

Von Zeit zu Zeit les' ich den Alten gern.

31.01.2022
Kontrast

Am 27. Januar fand im Deutschen Bundestag - wie jedes Jahr - eine Gedenkveranstaltung für die Opfer des Holocaust statt, die durch die Präsenz der Überlebenden Inge Auerbacher und des Knesseth-Päsidenten Michael Levy zutiefst beseelt war.
Aus irgendeinem Grund fast gleichzeitig wurde in München eine Pressekonferenz des Erzbischofs und obersten Seelsorgers Kardinal Marx zum Gutachten über sexuelle Gewalt im Erzbistum München und Freising abgehalten, die in jeder Hinsicht vollkommen unbeseelt blieb.

29.01.2022
Geisterstunde

Der Geist des braven Soldaten Schwejk erscheint. Er trägt moderne Zivilkleidung:

Sechsundsiebzig, fast siebenundsiebzig Jahr hamr's jetzt ausgehalten ohne Krieg. Nach dem letzten wars schlimm und wir ham länger verschnaufen müssen. Und aufbaun. Is jetzt genug verschnauft? Könnten wir wieder? Alles is so schön hergerichtet. Es wird fad, so langsam. Wenn das mit dem Wachstum so weitergehn soll, wissen wir bald eh nicht mehr, wo wir das ganze Zeug noch hinstelln. Also wärs doch gut, wir tätens abreißen. Alles niederkartätschen, dann kanns wieder wachsen. Es wird uns schon was einfalln.

15.09.2021
Tesla

rbb24 meldete folgendes:

Tesla will deutsches Arbeitsrecht respektieren.
[Brandenburgs Wirtschaftsminister] Steinbach habe in langen Gesprächen mit dem Arbeitsdirektor von Tesla die Zusage erhalten, dass der US-Konzern in Grünheide die Anwendung deutschen Arbeitsrechts zulassen und die hiesigen Institutionen repektieren will.

Selten sind die Verhältnisse besser beschrieben worden. Ein US-Konzern zeigt sich geneigt, in Deutschland deutsches Recht zuzulassen. Das erforderte lange Gespräche.

05.07.2021
DÄT 124

Nachdem der 123. Deutsche Ärztetag (2020) wegen Corona abgesagt worden war, beschäftigte sich der diesjährige natürlich vor allem mit der Pandemie. Aber man hat die Psychotherapeuten nicht ganz vergessen:

III-04
Die ärztliche Weiterbildung in den Bereichen, die sich mit der Psyche befassen, darf nicht voreilig mit psychologischen Inhalten befrachtet werden.

Begründung:
Infolge der Neuordnung der psychologischen Heilkunde durch das Psychotherapeutenausbildungsreformgesetz gibt es Bestrebungen, psychologische Inhalte, die unterhalb des Qualitätsniveaus der Richtlinienpsychotherapie angesiedelt sind, in die Weiterbildung der ärztlichen Gebiete und Bereiche einzupflegen, die sich mit der Psyche befassen. Dies sollte nur mit großer Sorgfalt und nur nach eingehender Nutzen- und Qualitätsprüfung erfolgen, um die ärztliche Weiterbildung nicht unnütz und voreilig zu beeinträchtigen. Durch das im September 2020 in Kraft getretene Gesetz entfaltet sich ein autonomes psychologisches Heilkundesystem, das zwar zunächst unter dem irreführenden Etikett "Psychotherapie" firmiert, jedoch von der ärztlichen Heilkunde abzugrenzen ist."

Man soll die Psychologie aus den psychologischen Therapien, sofern sie von Ärzten durchgeführt werden, möglichst heraushalten. Also gut, nehmt halt irgendwas anderes. Frühgeschichte oder Mediengestaltung wäre vielleicht nicht schlecht.

Ein psychologisches Heilkundesystem firmiert zunächst - und zuvörderst - unter dem den Ärztetag immer wieder in die Irre führenden Etikett "Psychotherapie" und wäre von der ärztlichen Heilkunde leicht abzugrenzen, wenn diese das besagte Etikett nicht mehr selber verwendete.
Frühgeschichtliche Therapie klingt doch auch ganz gut.

21.05.2021
NSU

It is the same story repeated over and over again: those who escaped the Nuremberg Trials and were not extradited to the countries where they had committed their crimes either were never brought to justice, or found in the German courts the greatest possible "understanding." One is unhappily reminded of the Weimar Republic, whose specialty it was to condone political murder if the killer belonged to one of the violently anti-republican groups of the Right.
-Hannah Arendt (1964): Eichmann in Jerusalem-

Die NSU-Akten - soweit nicht geschreddert- sollen für 120 (!) Jahre unter Verschluss bleiben. Eine Petition zu ihrer Freigabe wird auf den Amtsweg geschickt, den längstmöglichen, darf man vermuten, denn die hessische Schwarz-Grüne Landesregierung lehnt eine Offenlegung ab, weil sie die Arbeit des Verfassungsschutzes gefährden würde - dessen Ermittlungserfolge durch den Einsatz gut bezahlter V-Leute bekanntermaßen derart beeindruckend sind, dass man eh so gut wie nie etwas davon hört.

It is the same story repeated over and over again.

19.03.2021
Microaggression

Die USA kriegen die tödlichen, rassistischen Makroaggressionen nicht in den Griff. Also konzentrieren sich viele ihrer akademischen Linken auf die Mikroaggressionen. Beispielsweise darf man niemanden mehr fragen, aus welchem Land er kommt, oder lobend erwähnen, dass er gut englisch spricht, weil man dann angeblich sagt, der ist kein Amerikaner und gehört also nicht dazu. Jemandem zu sagen, er sei sehr belesen, kann als Beleidigung seiner Gruppe/Ethnie aufgefasst werden, so als hätte man gesagt, die seien ungebildet.

Sie kriegen das Armutsproblem nicht in den Griff. Also erfinden sie den 'Klassismus': Wir haben zur sozialen Frage nichts mehr zu sagen aber wir respektieren euch, ihr Opfer!

Die 'political correctness' in der Sprache hat auch nicht so richtig funktioniert. Man hat dem Niedergang der Demokratie und der rapide fortschreitenden Faschisierung Amerikas nichts entgegenzusetzen. Also will man sich wenigstens nicht unwohl fühlen, und verlangt inquisitorisch, dass man Huckleberry Finn oder Lady Chatterley's Lover mit einer 'trigger-Warnung' versieht und Immanuel Kants Werke aus den Philosophie-Vorlesungen verbannt, weil er ein paar blöde Sätze über Rassen geschrieben hat. Diese Studenten möchten wie kleine Kinder behandelt werden, denen man beim Lesen Händchen halten muss - aber nur, damit sie es nachher einklagen und sich genau so aufführen können wie die Trolle im Internet.

Gleichermaßen natürlich die 'microaggressions' gegen Frauen und 'LGBTQ+', eigentlich alle außer den heterosexuellen weißen Männern. Eine Opferkultur. Viele sind mehrfach betroffen. Das heißt dann 'Intersectionality': schwarz, weiblich, lesbisch. Je mehr Opfer­zugehörigkeiten, desto angesehener. Die weißen heterosexuellen Männer werden dann paradoxerweise auch zu Opfern, eben weil sie keine sind und deshalb in der Opferhierarchie ganz unten stehen.

Der Kernpunkt ist folgender: Den Menschen wird eingeredet, dass ihre Identität aus diesen (Opfer‑)Zugehörigkeiten besteht, sich geradezu darin erschöpft. Das ist im Grunde genau die rassistische Doktrin, die doch eigentlich bekämpft werden soll. Wenn Menschen glauben, ihre Identität sei nichts als ihre Zugehörigkeit zu einer Gruppe, die gegen andere Gruppen gestellt ist, dann gibt es immer Unterdrücker und Unterdrückte, Täter und Opfer, und die darauf beruhende Identität ist bei beiden beschädigt und aufs Unwesentlichste beschränkt. Zunächst also identifizieren sich die Opfer mit solchen Identitäten, um dann einzufordern, dass man sie als ganze Person "sieht" (sonst sind sie beleidigt). So hielt eine farbige Harvard-Studentin ein Schild vor sich:

" I don't see
COLOR. "
...Does that mean
you don't see Me?

Die Antwort wäre: "Only if you were nothing but color. But I can see that you are much more than that, and I hope you can, too." (Zur Erklärung: es ist natürlich kolossal microaggressiv, zu behaupten, man sei 'farbenblind', d.h. die Hautfarbe sei einem nicht wichtig.)


Einheit in Vielfalt und ein Ende von Unterdrückung und Ungleich­behandlung - erklärte Ziele vieler humanistischer Linker wie mir und wohl auch erklärte Ziele dieser Leute - sind jedenfalls so nicht möglich. Vielmehr werden Ungleichheit und Unterdrückung auf perfide Art und Weise zementiert.

Freundlichkeit, allgemeine Umgangsregeln und die Unabsichtlichkeit ("Fettnäpfchen") gelten nicht mehr; irgendeine als beleidigend ausgelegte Äußerung kann einen Professor den Job kosten. Mit einer 'Unterdrücker-Identität' steht man unter Generalverdacht, muss sich bedingungslos nach den immer kleinlicheren Forderungen der Opfer richten und notfalls sprachlos werden, damit man nicht wieder irgendwen beleidigt. Diskussion ist unmöglich, denn schon das Widersprechen wird als rassistische Gewalt betrachtet. Öffentliche Bekenntnisse und Abbitten werden verlangt und aus Angst vor einem 'shit storm' auch gegeben. Diese Art von Antirassismus schafft einen neuen Rassismus, indem er ihn einfach umdreht. Inzwischen ist auch die 'kulturelle Aneignung' (cultural appropriation) durch Weiße ein rassistischer Akt: Blues spielen, Yogaübungen, farbige Dichter übersetzen.

Das Fühlen hat das Denken vereinnahmt.
Es ist keine gute Voraussetzung für akademischen (und gesellschaftlichen) Fortschritt, wenn die Energie dazu verbraucht wird, sich permanent beleidigt zu fühlen (so dass man sich dann vor lauter Erschöpfung in segregierte 'safe spaces' zurückziehen muss). Abgesehen davon: Wissenschaft geht so nicht! Es ist als würde man eine Physik von Star Wars oder eine Soziologie von Game of Thrones als ernsthafte Forschung bezeichnen. Elemente darin entsprechen der Wirklichkeit (es gibt wirklich Rassismus), aber sie werden eingebettet in einen Kontext, der eine Erzählung und keine Theorie ist. Wissenschaft ist auch nicht, wenn man vorschreibt, was herauskommen muss.

Ich finde es mehr als peinlich, wenn europäische Neu-Linke diesen identitären Unfug aus den USA mit allem drum und dran einkaufen und ihn - inklusive verordneter Änderungen der Sprache - auch hier in derselben totalitären, aggressiven und arroganten Weise an den Hochschulen und in den Medien durchsetzen wollen. Natürlich zögern sie auch nicht, ihre Kritiker allesamt in die rechte Ecke zu stellen.
Aber vielleicht wird hier die Unterscheidung in links und rechts bedeutungslos und es geht vielmehr um eine Art von psychologischer Epidemie, die auch in anderen gesellschaftlichen Bereichen zu beobachten ist und in der Erzählungen sich als Theorien aufspielen und 'Erkenntnisse', wie bereits angedeutet, nach ihrem Gefühlswert und nicht mehr nach ihrer Tauglichkeit für Welt und Wissenschaft behauptet werden.

Abschließend: das sind keine kleinen Fische. Das durch die asozialen Medien verstärkte Infektionspotential und die potentiellen gesellschaftlichen Auswirkungen sind enorm. Wissenschaftler, Philosophen, Schriftsteller und alle, denen das klare Denken lieb und teuer ist, sollten sich beizeiten dagegen zur Wehr setzen.


Mehr dazu:

03.01.2021
Laplace

Sabine Hossenfelder, eine theoretische Physikerin, die ich sehr schätze, u.a. weil sie physikalische Themen gut erklären kann, schrieb auf ihrem Blog einen Artikel: "You don't have free will, but don't worry".

Darin heißt es:

…the idea of free will is both incompatible with the laws of nature and entirely meaningless.
[…] all laws of nature which we currently know work with […] differential equations. These laws have the common property that if you have an initial condition at one moment in time, for example the exact details of the particles in your brain and all your brain's inputs, then you can calculate what happens at any other moment in time from those initial conditions. This means in a nutshell that the whole story of the universe in every single detail was determined already at the big bang. We are just watching it play out. [...]

Gegen Ende tröstet sie uns:

Just because free will is an illusion does not mean you are not allowed to use it as a thinking aid. If you lived a happy life so far using your imagined free will, by all means, please keep on doing so.

An dieser Stelle erzwingen die Anfangsbedingungen und die Differential­gleichungen folgende Anmerkung: Vielleicht kann man ein solches Weltbild auch lange nach Laplace immer noch brauchen, wenn man wirklich ungestört und sozusagen von keines weiteren Gedankens Blässe angekränkelt Physik betreiben will. In diesem Fall: by all means, please keep on doing so.
Ansonsten ist es ein Armutszeugnis, Zeugnis einer Welt von geradezu infernalischer Armseligkeit.

... Es sei denn:

Ṡariputra, Form ist nichts anderes als Leere,
Leere nichts anderes als Form
Form ist wirklich Leere
Leere wirklich Form

Das Gleiche gilt für Empfindung, Wahrnehmung,
Wollen und unterscheidendes Denken.

(aus der Herz-Sutra)

30.12.2020
Memento

Neben den 340.000 Corona-Toten, die (bis heute) in den USA gemeldet wurden, sollte man zum Jahresende auch der mindestens 470.000 (...and counting!) gedenken, die in den letzten zwei Jahrzehnten auf das Konto der Schmerzmittel-Epidemie bzw. der Familie Sackler und ihrer Handlanger gegangen sind.

10.12.2020
Infusion

Ich sitze in der Arztpraxis und kriege eine Infusion. Das Zeitschriftenangebot ist mager. Also "Auto Motor und Sport". 384 PS, 432 PS, 450 PS; Maßzahlen des Wahnsinns. Dann doch lieber "Schöner Wohnen"? Ein Designer-Traum(a) nach dem anderen. Ich will nach Hause!! Hoffentlich ist das Zeug jetzt bald durchgelaufen...

02.12.2020
Zuspitzung

Gedanken zur Lage. Etwas ausführlicher, deshalb hier als pdf.

31.08.2020
Querdenker

Nach der unterirdischen Idee mit 'Stuttgart 21' hat sich meine Heimatstadt erneut verewigt: Sie ist sozusagen offizielles Zentrum der 'Querdenker' - nicht im Sinne von Hegel oder Hans-Peter Dürr, sondern eher so, wie ein Sattelschlepper quer zur Fahrtrichtung auf der verschneiten Autobahn steht.

'Querdenken 711' nennt sich das, und es hat am 29.8.2020 eine Riesendemo in Berlin organisiert. Erstaunlich, was sich da zusammengefunden hat: Coronaleugner, Nazis, AfD, QAnon, Impfgegner, Alt- und Neuhippies; Love, Peace, Verschwörungstheorien aller Art und Weg-mit-der-Bundesrepublik.

Jemand meinte hoffnungsfroh, dass sich dabei doch die eine oder andere versöhnliche Begegnung abspielen könnte; was sich aber hauptsächlich abspielt, ist ein Generalkonvent des Schwachsinns, dessen Oberquerdenker Michael Ballweg den amerikanischen Präsidenten Trump und gleich dazu noch Putin einlädt.
Die sollen über Frieden sprechen.

Also gut. Zeit für die Wahrheit: Die Erde ist ein galaktisches Irrenhaus, eine psychiatrische Versuchsanstalt, die sich gemäß einer interstellaren social-distancing-Verordnung am Rande der Galaxie befindet, gelegentlich von Raumschiff-Patrouillen ("Ufos") kontrolliert und von Fachleuten aus der Gegend von Beteigeuze beforscht wird, zu denen außer Ford Prefect, Marie Curie und Elvis Presley (die natürlich nicht tot sind!) noch sehr viele andere gehören. Zur Zeit untersuchen sie den Einfluss digital-sozialer Medien, die sie vor einiger Zeit mit Hilfe durchaus ahnungsloser "Erfinder" und Firmen­gründer eingeführt haben, auf die virale Verbreitung des Irrsinns und der Verblödung. Zusätzlich korrelieren sie das unter verschiedenen Bedingungen mit Verbreitungsmustern einiger spontan auftretender biologischer Viren, gegenwärtig SARS-CoV-2. Die Untersuchungen kommen gut voran. Ein bisschen beeilen müssen sie sich, weil etliche Insassen aus Profitgier und Bequemlichkeit dazu übergegangen sind, die Lebenserhaltungssysteme des Planeten abzumurksen.

10.05.2020
Verschwörungstheorien
  1. Es besteht eine nicht tolerierbare Unklarheit und Unsicherheit.
  2. Man enthält uns die nötigen Informationen vor.
  3. Jemand ist (also) im Besitz dieser Informationen.
  4. Wir wissen, wer das ist und was für (üble) Absichten dahinterstecken.
  5. Wir wissen oft auch, welche Infomationen uns vorenthalten werden.
  6. Die, die es nicht wissen, müssen in Kenntnis gesetzt werden.
  7. Nachdem sie in Kenntnis gesetzt sind, ist eine weitere Leugnung oder die Vorbringung anderer Erklärungen Zeichen der Naivität oder der Unterstützung der unter 4. genannten Personen bzw. Institutionen.

Unter anderem kommen folgende Schlussweisen zum Einsatz:

  1. Es sieht so aus, also ist es so.
  2. Post hoc, ergo propter hoc (Danach, also deswegen)
  3. Cui bono? (Wer den Nutzen hat, ist auch der Urheber).
  4. Eine Theorie, die wichtige Fragen offenlässt, ist falsch.
  5. Es muss so sein, weil man nicht beweisen kann, dass es nicht so ist.
  6. Alle Experten außer unseren gehören zu 4.
  7. Irrtümer und Nicht-Wissen sind inakzeptabel. (Wenn die Regierung etc. vertrauenswürdig wäre, wäre sie auch fehlerfrei.)

Verschwörungstheorien sind ansteckend. Halten Sie Abstand.

28.03.2020
Verwahrlosung

In einem Interview mit Agora42 sagte Christopher Lauer:

[...] die europäischen Gesellschaften [müssen] endlich einen befriedigenden Umgang mit großen Internetplattformen finden […]. Wenn Sie sehen, wie Facebook demokratische Gesellschaften zersetzt, dann müsste man darüber diskutieren, ob sogenannte soziale Netzwerke überhaupt privatwirtschaftlich betrieben werden dürfen. Oder ob sie nicht wie Infrastruktur behandelt werden sollten, also wie eine Autobahn oder Schulen.
[…]
Wir sind komplett wirtschaftsverwahrlost. Einfach alle. Es findet überhaupt keine kritische Auseinandersetzung mit dem Kapitalismus, den Produktionsbedingungen und der Frage statt, wie wir leben wollen. Es stellt auch niemand die Frage, wie wir wirtschaften wollen, was der ganze Überfluss eigentlich soll und ob die Technologien, die wir benutzen, mehr Nutzen als Schaden anrichten.

Vielleicht hilft ja Corona. Es wäre zumindest mal eine gute Gelegenheit

16.03.2020
Gemeinschaft

Ein Freund aus Berlin sagte mir am Telefon, es sei eine falsche Ausdruckweise, von "sozialer Distanzierung" - als Mittel der Eindämmung des Coronavirus - zu sprechen. Es sei doch eher eine physische und körperliche Distanz. Und tatsächlich scheint es, als hätten die physische und die soziale Distanzierung wenig miteinander zu tun. Das beste Beispiel ist das Bild der auf ihren Balkonen singenden Italiener: physisch getrennt und sozial engstens verbunden.

Gibt es also nicht gerade jetzt, wo wir aufgefordert sind, unsere physischen Kontakte so weit wie möglich einzuschränken und die Grenzen vieler Länder geschlossen werden, ein besonderes Gemeinschaftsgefühl? Mir kommt es so vor. Etwa Tieferes wird angesprochen. Durch die globale Pandemie sind alle Menschen in derselben Lage. Das Virus macht keine Unterschiede! Es betont das Gemeinsame - unsere gemeinsame Vulnerabilität in diesem Fall - auf eine Weise, die man schlecht ignorieren kann.

Ich halte es nicht für selbstverständlich, dass die drastischen Maßnahmen der Regierungen nicht zu Aufständen führen, sondern 'verstanden' werden, und ich halte es auch nicht für selbstverständlich, dass die allermeisten jungen und 'mittelalten' Menschen nicht sagen, man solle die Epidemie doch einfach durchrauschen lassen, dann wäre sie in einigen Wochen vorbei, hätte ein paar hunderttausend Alte das Leben gekostet, die sowieso nicht mehr lange gelebt hätten, aber alles andere würde doch relativ ungestört funktionieren wie bisher.

Stattdessen haben wir uns auf ein Experiment des Mitgefühls und der Gemeinschaft eingelassen, das in dieser Größenordnung in der Geschichte der Menschheit völlig einmalig ist. Es ist, glaube ich, eine Art von Experiment, das uns in Zukunft - vor allem in unserer ökologischen Zukunft - wieder begegnen wird. Vielleicht ist jetzt eine, wie man es am Theater nennt, 'Durchlaufprobe'. Wir erhalten Gelegenheit uns zu fragen, ob wir wirklich immer weiter beschleunigen müssen, ob wir das ganze Zeug wirklich brauchen und ob es wirklich aufs 'Gewinnen' und den Gewinn ankommt. Durch die eingeschlagene Dämpfungsstrategie im Umgang mit dem Virus werden wir für längere Zeit sehr veränderte Lebensumstände haben. Wir können uns neu orientieren, haben Zeit, ein paar neue Gewohnheiten zu bilden und ein paar alte einfach abzulegen; Zeit auch, das Wesentliche vom Unwesentlichen zu trennen und unsere Gemeinsamkeiten in Blick zu nehmen anstatt der Unterschiede.

Wenn die Not wirklich groß wird, könnten durchaus die egoistischen Überlebensreaktionen wieder die Oberhand gewinnen und das Experiment zum Scheitern bringen. Aber wir haben es begonnen, und es hat bereits erstaunlich viele Augenblicke dieses tieferen Gemeinschaftsgefühls bewirkt.

20.3.20: Der Zukunftsforscher Matthias Horx hat, wie ich eben mitgeteilt bekomme, sehr ähnliche Gedanken in ausführlicherer Form veröffentlicht.

06.03.2020
Propaganda

'Fake News' ist nichts Neues. Man nannte es früher 'Propaganda' und sollte das auch jetzt wieder tun.

(...sagte Daniel Kehlmann in einem CNN-Interview gerade eben.)

30.01.2020
Hautfarbe

Eine der Blüten am Strauch der akademischen Absonderlichkeiten ist "Critical Whiteness". In einem Artikel der FAS vom 26.1.2020 wird sie beschrieben.

Der Autor, Justus Bender, vertritt die Auffassung, dass die Hautfarbe keine Rolle spielen sollte und die Bayreuther Professorin Susan Arndt meint dazu:

Da hake ich schon ein. Erst mal schon bei dem Wort 'Hautfarbe'. Die 'Hautfarbe' ist eine Erfindung des Rassismus.
[...]
Wenn ich sage, mir sind 'Hautfarben' egal, negiere ich als weiße Person, dass es Rassismus gibt
[...]
In meiner Definition kann Rassismus nicht von Schwarzen ausgehen. [...] Wer hat Rassismus erfunden? Das waren die Europäer [...]

Dazu in Kürze: Die Hautfarbe als sichtbares Unterscheidungsmerkmal wird mit sozial konstruierten Attributen belegt. Diese werden als rassistisch bezeichnet, aber nicht in dem Sinne, dass der Rassismus sie erfunden habe und also schon vorher bestand, sondern so, dass der Rassismus aus ihnen besteht. Nicht negativ betroffen sind davon diejenigen, die die Attribute konstruieren, durchsetzen und sich selbst positive Attribute zuschreiben: im vorliegenden, aber nicht in allen Fällen, die Weißen. Wenn diese nun alte Konstrukte zurücknehmen wollen, indem sie sagen, die Hautfarbe spielt keine Rolle und sich so zu verhalten bemühen, man ihnen dann aber vorhält, sie würden damit nur leugnen, dass der Rassismus existiert, dann wird präskriptiv jede soziale Veränderung ausgeschlossen. Soziale Konstrukte müssen sich aber ändern und sie tun das auch. Rassismus besteht nicht unabhängig von ihnen und ganz sicher nicht nur als europäische Erfindung. Hier beginnt die Sache ernsthaft schiefzugehen und wir betreten das weite Feld neo-konstruktivistischer Ideologie.

2016 stand, so berichtet der Artikel, in der Huffington Post:

Farbenblindheit [d.h. das Nicht-Beachten der Hautfarbe] ist eigentlich rassistisch. [...] [Sie] beraubt nichtweiße Menschen ihrer Einzigartigkeit. [...]
Farbenblindheit unterdrückt sehr wichtige Erzählungen von Unterdrückung.

Genau. Wovon soll man auch sonst den ganzen Tag erzählen und vor allem Bücher schreiben, wenn man schon dermaßen weggetreten ist, dass man Menschen auf die Hautfarbe als Kriterium der Einzigartigkeit reduziert.

Und Frau Peggy Piesche, ihres Zeichens Referentin der Bundeszentrale für politische Bildung, schreibt dem Autor hinter die Ohren:

Das ist Ihre Welt als weißer, heterosexueller Mann. Das ist Ihre Verantwortung, sich dem zu stellen, dass Sie durch die Welt laufen und den moralischen Universalismus genießen. Jede andere Person bekommt Signale, dass sie nicht dazugehört.

Damit wir uns das gut merken, gibt es jetzt wohl (allen Ernstes!) wieder rassisch getrennte Veranstaltungen. Da freuen sich die Nazis: haben wir schon immer gesagt. Ja, sagen die Professorinnen und Referentinnen, aber wir machen das, damit sich die weißen, heterosexuellen Männer schuldig fühlen, unentrinnbar, verdammt in alle Ewigkeit, egal, was sie tun. Da freuen sich die Pastoren der Fachrichtung Feuer und Schwefel: haben wir schon immer gesagt.

(Es erübrigt sich fast, zu erwähnen, dass das natürlich aus genau derselben Ecke kommt wie der Gender-Unfug.)

18.01.2020
Würste

Es gibt einen schwäbischen Spruch, der eine der Grundlagen kapitalistischen Wirtschaftens beschreibt:

"Was i Würscht fressa muaß, dass d'Kindr von de Häut satt werdat."

Auf neudeutsch: Trickle-Down-Ökonomie. Nur kommt die viel zu selten gewürdigte Aufopferung der Wurstfresser im Schwäbischen besser zur Geltung.

17.01.2020
Gottverlassenheit

Der emeritierte Papst Ratzinger veröffentlichte am 11.4.2019 im Klerusblatt einen Aufsatz zum sexuellen Missbrauch von Kindern in der katholischen Kirche. Die Presse machte ihm danach ein paar Tage lang die Hölle heiß. Mir war das bedauerlicherweise entgangen; jetzt muss ich sozusagen nachheizen.

Beginnen wir damit, wovon in dem Aufsatz nicht die Rede ist. Nicht die Rede ist von den Leiden der Opfer. Nicht die Rede ist von Reue, Wiedergutmachung und der an die Opfer gerichteten Bitte um Vergebung. Und nicht die Rede ist von Verbrechen, vom Strafgesetzbuch und von der Zuständigkeit weltlicher Gerichte.

Halt. Doch. An einer Stelle wird die Qual des Opfers erwähnt:

Eine junge Frau, die als Ministrantin Altardienst leistete, hat mir erzählt, daß der Kaplan, ihr Vorgesetzter als Ministrantin, den sexuellen Mißbrauch, den er mit ihr trieb, immer mit den Worten einleitete: "Das ist mein Leib, der für dich hingegeben wird." Daß diese Frau die Wandlungsworte nicht mehr anhören kann, ohne die ganze Qual des Mißbrauchs erschreckend in sich selbst zu spüren, ist offenkundig. Ja, wir müssen den Herrn dringend um Vergebung anflehen und vor allen Dingen ihn beschwören und bitten, daß er uns alle neu die Größe seines Leidens, seines Opfers zu verstehen lehre. Und wir müssen alles tun, um das Geschenk der heiligen Eucharistie vor Mißbrauch zu schützen.

Die Geistlichen sollen doch bitte vor allem die Eucharistie nicht missbrauchen, und wir müssen den Herrn um Vergebung bitten und sein Leiden verstehen. Ich habe noch selten einen so wohlgesetzten Ausdruck der Gleichgültigkeit gegenüber den Mitmenschen gelesen.

Es kommt aber noch besser.

[...] die Kirche [wird] heute weithin nur noch als eine Art von politischem Apparat betrachtet. Man spricht über sie praktisch fast ausschließlich mit politischen Kategorien, und dies gilt hin bis zu Bischöfen, die ihre Vorstellung über die Kirche von morgen weitgehend ausschließlich politisch formulieren. Die Krise, die durch die vielen Fälle von Mißbrauch durch Priester verursacht wurde, drängt dazu, die Kirche geradezu als etwas Mißratenes anzusehen, das wir nun gründlich selbst neu in die Hand nehmen und neu gestalten müssen. Aber eine von uns selbst gemachte Kirche kann keine Hoffnung sein.

Die römische Kirche ist spätestens seit dem Jahr 380 ein politischer Apparat. Kreuzzüge, Canossa, Fürstbischöfe - man weiß wirklich nicht, wo man anfangen soll. Ich halte den Gedanken, dass diese Kirche nicht von Menschen gemacht wurde, für blasphemisch, denn er macht Jesus Christus als Sohn Gottes zu einem Idioten. Daher liegt - wie in anderen Lebensbereichen auch - alle Hoffnung gerade darin, unsere Fehler zu korrigieren.

Weiter unten im Text werden Reformen aber noch einmal kategorisch ausgeschlossen und der Teufel hat seinen Auftritt:

Es geht heute in der Anklage gegen Gott vor allen Dingen darum, seine Kirche als ganze schlechtzumachen und uns so von ihr abzubringen. Die Idee einer von uns selbst besser gemachten Kirche ist in Wirklichkeit ein Vorschlag des Teufels, mit dem er uns vom lebendigen Gott abbringen will durch eine lügnerische Logik, auf die wir zu leicht hereinfallen.

Also aufgemerkt, ihr Protestanten und Muslime und was da sonst noch herumläuft: Die Abkehr von der katholischen Kirche ist immer eine Abkehr von Gott!

Jetzt aber zur wichtigsten Frage: Wer ist schuld?

Zu den Freiheiten, die die Revolution von 1968 erkämpfen wollte, gehörte auch [die] völlige sexuelle Freiheit, die keine Normen mehr zuließ. Die Gewaltbereitschaft, die diese Jahre kennzeichnete, ist mit diesem seelischen Zusammenbruch eng verbunden. In der Tat wurde in Flugzeugen kein Sexfilm mehr zugelassen, weil in der kleinen Gemeinschaft der Passagiere Gewalttätigkeit ausbrach. Weil die Auswüchse im Bereich der Kleidung ebenfalls Aggression hervorriefen, haben auch Schulleiter versucht, eine Schulkleidung einzuführen, die ein Klima des Lernens ermöglichen sollte.

Zu der Physiognomie der 68er Revolution gehörte, daß nun auch Pädophilie als erlaubt und als angemessen diagnostiziert wurde.

Ja, ich kann mich an den seelischen Zusammenbruch damals gut erinnern. Sex macht gewalttätig - die katholische Neurobiologie hat inzwischen herausgefunden, dass dabei das Aggressionshormon Oxytocin ausgeschüttet wird. Das mussten die armen Priester dann ausbaden. Wir haben ihnen eingeredet, dass Pädophilie völlig OK ist, wir aber selber keine Zeit dafür haben und das leider 'outsourcen' müssen. Schließlich waren wir dauernd unterwegs auf irgendwelchen Flügen: Sexfilme gucken bis ein Auswuchs im Bereich der Keidung entsteht und dann alles kurz und klein schlagen.

Er ist jetzt 92, der Papst Ratzinger. Und auch sonst ganz der Alte.

13.12.2019
Parlamentswahlen

Fool Britannia! Britannia ruled by knaves.

07.12.2019
Meinungen

Im September wurde der Grünen-Abgeordneten Renate Künast vom Berliner Landgericht bescheinigt, dass übelste Beschimpfungen in den asozialen Medien als Meinungsäußerungen hinzunehmen seien.

Vor ein paar Tagen nun wurde dieses Urteil in einem Punkt revidiert: Einer der "Nutzer ohne Klarnamen" habe nämlich in einem Tweet eine "unwahre Tatsachen­behauptung" verbreitet und Twitter müsse deshalb in diesem Fall seine Identität preisgeben.

Beleidigungen sind also nach wie vor völlig OK. Es wäre nur besser, seine Notdurft im Internet ohne jede Tatsachen­behauptung zu verrichten. Tatsachen braucht eh keiner mehr. Meinungen hingegen sind gefragt und richterlich abgesegnet als Ausdruck des gesunden Volksempfindens in Gestalt der stammhirngesteuerten verbalen Vernichtung eines Menschen.

Man wird doch noch seine Meinung sagen dürfen.
Man wird doch noch ein paar Flüchtlinge absaufen lassen dürfen.
Man wird doch noch ein paar Asylantenheime anzünden dürfen.

17.09.2019
Besinnunglosigkeit

Josef Rabenbauer, ein sehr guter Freund von mir hat mit seiner Lebensgefährtin Simone Regina Adams zusammen eine Website aufgemacht: freitagsplastikfrei.de. Dort findet sich viel Lesenswertes, unter anderem eine Erwiderung auf einen Artikel von Darrick Evensen, dessen Argumentation bezüglich Greta Thunberg und FridaysForFuture auch ich noch einmal kommentieren will, weil sie eine besondere Form von Besinnungslosigkeit vorführt, die darin besteht, kurz vor einem hereinbrechenden Tsunami noch eben schnell den Esstisch ordentlich zu decken.

Evensen schreibt:

Diese Kinder und Jugendlichen sind Helden. Aber ihre Botschaft ist nicht ausgegoren, und ihr fehlen notwendige Nuancen.

Ja, die Nuancen. Die Natur wird uns das vormachen, damit wir's lernen. Der steigende Meeresspiegel wird nuanciert um bestimmte Ortschaften und das Weltkulturerbe herumfließen. Die 42 Grad im Sommer werden in der Umgebung von Altersheimen und Krankenhäusern nicht stattfinden.

Mit ihrem wichtigsten Slogan unterstellen die Schülerinnen und Schüler fälschlicherweise, dass die Wissenschaft selbst uns sagen kann, wie Menschen handeln sollten.

"Natürlich kann sie das", schreibt Simone in ihrer Erwiderung ganz zu Recht.
Wenn jemand mit 100km/h auf eine 50cm dicke Betonwand zufährt, dann kann man mit Sicherheit sagen, das er den Aufprall nicht überleben wird. Man kann ferner genau den Zeitpunkt ermitteln, ab dem Bremsen keinen Zweck mehr hat. Jetzt zu behaupten, die Wissenschaft könne uns nicht sagen, was wir zu tun hätten, ist also gleichbedeutend damit, dass wir uns vorbehalten, ob wir unsere Lebensgrundlagen sichern wollen oder lieber nicht.

In einem weiteren von Simone angeführten Artikel (aus der NY-Times) schreibt ein gewisser Christopher Caldwell, dass Kinder wie Greta Thunberg ja noch nicht viel vom Leben gesehen hätten und ihre Ansichten deshalb unrealistisch seien.

Kids her age have not seen much of life. Her worldview might be unrealistic, her priorities out of balance.
[…]
Those who read the United Nations reports and tut-tut but fail to take to the streets might be less resolute - but they might simply disagree, or have other priorities.
Democracy often calls for waiting and seeing. Patience may be democracy's cardinal virtue. Climate change is a serious issue. But to say, "We can't wait," is to invite a problem just as grave.

Das ist hirnerweichend. Wenn einer, der alt genug ist, viel von der Welt gesehen zu haben, auf den Gleisen steht und einen heranrollenden Güterzug für unrealistisch, undemokratisch und eine Frage der Einschätzung und der Geduld hält, dann wäre die Erkenntnis hilfreich, dass der Kindermund, der da dringend ruft, vom Gleis zu gehen, doch vielleicht etwas Wichtiges kundtut und einem selbst vom vielen Sehen das Sehen des Wesentlichen abhanden gekommen ist.

31.08.2019
Revolution

Roger Hallam, einer der Gründer von Extinction Rebellion, wurde von einem BBC-Journalisten gefragt, ob er - Hallam - denn nicht etwa ein Revolutionär sei. Er antwortete, dass das kapitalistische System dabei sei, sich selbst abzuschaffen und es deshalb keine Revolutionäre bräuchte.

• Die Klimarevolution besteht tatsächlich darin, dass einfach alles beim alten bleibt, bis nichts mehr bleibt. Sie hat längst begonnen.

• Naturgesetze sind keine gutgemeinten Vorschläge oder Verordnungen, die am Tage nach ihrer Verkündung in Kraft treten und vom Bundes­verfassungs­gericht gekippt werden können.
Sie gelten immer und überall und sie sind in keiner Weise verhandelbar.

• Naturgesetze sagen, was geht und was nicht geht. Was wir machen, geht nicht, bzw. es geht nur insofern, als wir uns damit selbst aus dem Weg räumen.

• Die Aufklärung hat uns auch in Gestalt von Naturwissenschaft, Technik und Berechenbarkeit aus der Angst vor dem Ausgeliefert-Sein geführt. Jetzt haben wir ihre humanistischen Anteile vergessen und liefern uns gerade durch die Technik (im kapitalistischen Rahmen) dem Abgrund aus. "Die vollends aufgeklärte Welt strahlt im Zeichen triumphalen Unheils" schrieben Horkheimer und Adorno zu Zeiten der Atombombe; es gilt auch jetzt. Unser Leitspruch ist: Wir sollen nicht, aber wir können, also werden wir.

• Gier und Bequemlichkeit sind zu Tugenden geworden, die unser Leben antreiben. Wir bestellen alle Größen beim Online-Handel, und schicken alles, was nicht passt, zurück. Steuern zahlen die, die zu blöd sind, keine zu zahlen. Wir geben bedenkenlos unsere persönlichen Daten preis, weil Amazon und Facebook bequem und gratis sind und wir das Zwischenmenschliche durch das Zwischen-Digitale ersetzt haben. Geld wird in einer Weise vermehrt, die mit der Produktion sinnvoller Güter und dem Geld als Tauschmittel nichts mehr zu tun hat, sondern nur noch mit seiner Anhäufung. Wozu braucht irgendein Mensch ein paar Milliarden auf dem Konto?

• Wenn dann doch ein Unbehagen entsteht, suchen wir Schuldige und vor allem einen, der es richtet. Im Normalfall ist das irgendein Gangster. Den wählen wir dann.

31.08.2019
Vorschläge

Es ist schier unglaublich, aber Teile der CSU machen halbwegs vernünftige Vorschläge zur Klimakatastrophe. Vor ein paar Tagen regte Alexander Dobrindt unter anderem eine Steuer auf Billigflüge an, damit die Leute Bahn fahren. Sofort ruderte der Generalsekretär zurück:

Generell gilt: Die CSU ist eine Steuersenkungs- und keine Steuererhöhungspartei.

Und der "Luftfahrtbeauftragte" der CDU meinte:

Wir haben im Koalitionsvertrag verabredet, keine Steuern zu erhöhen. Man muss auch genau prüfen, ob eine solche Regelung nicht dazu führt, dass Flieger einfach leerer fliegen und Menschen mit kleinem Einkommen Mobilität verlieren, ohne dass CO2 eingespart wird.

Wir sollten jetzt mal verabreden, dass das Klima einfach wieder gut wird. Und dass wir genau prüfen müssen, ob Billig-Airlines ihre Flieger auch leer herumfliegen lassen würden. Und ob Menschen mit kleinem Einkommen nur ihre Mobilität verlieren, wenn wir so weitermachen.

23.08.2019
Marshmallows

In den 1960er Jahren machte der Psychologe Walter Mischel eine Serie von Experimenten, in denen er vier- bis fünfjährigen Kindern ein Stück Schokolade oder ein Marshmallow präsentieren ließ mit der Anweisung, sie dürften es jederzeit essen, während die Versuchsleiterin den Raum für einige Minuten verließ; wenn sie es aber schafften, die Süßigkeit bis zu ihrer Rückkehr nicht zu essen, bekämen sie ein zweites Stück dazu. Viele Kinder unternahmen enorme - und häufig erfolgreiche - Anstrengungen, die teilweise so drollig sind, dass die Videos über die zahlreichen späteren Wiederholungen des Experiments ein Hit auf Youtube wurden.

Und wie machen die Großen das? Wir fressen das Süße sofort auf. Dann fangen wir an, nach den anderen Süßigkeiten zu suchen und verwüsten das Labor und die angrenzenden Räumlichkeiten, soweit wir halt kommen. Wir würden gegebenenfalls auch nicht davor zurückschrecken, die Nicht-Herausgabe der Süßigkeiten einen kriegerischen Akt zu nennen und entsprechende Maßnahmen einzuleiten. Als allererstes würden wir den Unentschlossenen ihre Marshmallows abnehmen.

Wir zünden unser Haus an, weil wir einen Ochsen braten wollen. Über die Fortschritte des Bratens und Fressens wird in Börsensendungen im Fernsehen berichtet. Dass das Haus nachher weg ist, halten wir für ein Gerücht und dass wir gut daran täten zu löschen, für eine Zumutung.

Was geht da schief, dass aus vernünftigen Fünfjährigen völlig verblödete Erwachsene werden?

10.08.2019
Ausnahmsweise auf englisch.
Es geht um die Zustände in meinem
Schwiegervaterland.
Pioneers

American pioneers ventured out 'West', and Washington was far away. So they were on their own. The Federal government was supposed to send the cavalry when Indian attacks became too much to handle, but that was about it. The pioneers took pride in being on their own: We don't need Washington to tell us what to do. We do things our own way.

They still think that. They want Federal authorities to stay out of their business (a similar phenomenon is developing in the European Union, where Brussels is far away…). So they will vote for a president who is least likely to interfere. And they want to keep their firearms because, like in the old days, they want to be able to defend themselves. Against rattlesnakes and coyotes and everything else that is not White and not Christian.

American democracy has been rather violent from the beginning. Violent and flawed: The declaration of independence talks about all men being created equal, having inalienable rights, the right to life, liberty, and the pursuit of happiness. And a truly wonderful constitution was crafted accordingly. All that took place while the indigenous population was being exterminated and while there was slavery. Obviously, not all men were created equal after all - or perhaps they were not human to begin with, a conclusion that is almost inevitable to avoid a logical breach. This fundamental rift has never been healed; it goes on from there:

• "Every citizen can become president of the United States". Except for the 95% who are not rich enough to afford even the Primaries.
• Evangelical doctrine is rife with battles, spiritual warfare, Armageddon, the End Times. Great emphasis is placed upon the Revelation of John (a thoroughly vile and psychotic book which even Luther disliked intensely). One particularly disconcerting phenomenon, worse even than Scientology, is The Fellowship, AKA The Family, which organizes the yearly National Prayer Breakfast - attended by each and every president since Eisenhower. It wields enormous political influence in a semi-clandestine way and idealizes power, including the power of Hitler and Stalin.
• And while all this evangelical righteousness is going on, there is the world's largest porn industry, in complete defiance of the moral surface, and in complete compliance with its deeper structure (1). There is also the death penalty, the highest number of incarcerations per capita in the world, and the highest rate of death by firearms in any industrialized country. The war on crime produces more of it.
• The Civil War is still not over. Racism is running rampant. Like the violence, it permeates everything. The Confederate flag is flown publicly. If you are black, you run a very high risk of being jailed or murdered.
• Economy, in a pioneer's view, is competition to the point of warfare. Warren Buffett said something to that extent (2), and he is right. These economic pioneers are not in Alabama, but in California and on Wall Street, yet it is much the same spirit. Until very recently, the motto of Facebook was "Move fast and break things", an almost outright declaration of war. This strategy, combined with technical intelligence, stamina, and courage, will overcome all sorts of obstacles and create enormous technological, scientific, and economic progress. And, in the process, it kills civilization. The general dream is that if you work very hard and never give up, you will be rich and therefore (!) successful. It is a dream because for most Americans reality is (and has been) quite different, but a lot of people, especially the pioneers, prefer to go with the dream as they did back then.
• Mass murder with high powered assault rifles happens regularly and more often than anywhere else. The simple solution of banning automatic weapons of war is out of the question. Instead, politicians helplessly offer "prayers for the victims and their families". The refusal to remove weapons of war from a civil society means that there is none: instead, there is a state of perpetual war or preparedness for it. Pioneering never stops.

Of course, there are other Americans, and they are at least as numerous as the pioneers. They are at odds with the pioneers, and here, too, the rift is deep. Like most Europeans, they find it incomprehensible, for instance, that the pioneers reject Public Federal Health Care on the grounds that it is none of Washington's business even if they run a serious risk of being financially ruined by medical expenses.

American civilization, the Pax Americana, has been exported to much of the world, like the Pax Romana 2000 years earlier, each commanding far and away the most powerful military that the world had ever seen in the respective ages, combined with extremely effective agencies of cultural dissemination. Military and cultural hegemony created the empires. The (Western) Roman Empire came down after roughly a thousand years. It won't take anywhere near as long for the American, because we have reached a stage of global choices and consequences. We are extremely ingenious in technical and scientific matters and at the same time we are hopelessly behind in terms of our social and moral intelligence. The real danger is that adult technology of global potential (!) is now in the hands of children who have somehow failed to grow up for the past few thousand years.


(1) cf: Max Horkheimer, Theodor W. Adorno (1944/1947): Dialectic of Enlightenment (Dialektik der Aufklärung)
(2) "There is class warfare all right, […] but it's my class, the rich class, that's making war, and we're winning." NY Times, 11-26-2006

24.07.2019
Blondi

Die Tories wollten unbedingt auch so einen. Als ob sie an ihrem Brexit noch nicht genug hätten. Wie der in Washington schert sich auch dieser einen Dreck um irgendetwas oder irgendjemand außer ihm selbst. Polly Toynbee schreibt im Guardian über ihn:

[...] unfit for every office he has held
[...] snake oil [...] optimism
[...] rotten-to-the-core character
[...] unsafe at any speed
[...] charlatanry with bravado

[He] will be a nation-shamingly bad prime minister, but these Tories think that's a price worth paying for their seats.

Es ist schon erstaunlich, wie schnell aus traditionsreichen konservativen Parteien in den USA und Großbritannien nationalistische Misthäufen werden. Man muss es der CDU/CSU in unserem Land zugute halten, dass sie dieser Versuchung nicht erlegen ist.

24.06.2019
DÄT 122

In Münster fand vom 28. bis 31.5. der 122. Deutsche Ärztetag statt. Mehr gibt's diesmal nicht zu erzählen ohne dass ich mich genau so wiederhole, wie es die Delegierten tun.


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